Neapel – vedere e poi morire…

Napoli

19. August – 5.September 2009

„Rechtzeitig“ gegen 08.30 Uhr aufstehen, kleines Frühstück; die Luzi muß noch komplett gepackt werden! Gegen 13.00 Uhr Aufbruch! Wegen vieler Ereignisse in diesem Jahr mussten wir die geplante Tour im Juni mit unseren Freunden absagen und sind hochverdient urlaubsreif! Bei 34°C geht’s auf die A 7 Richtung Süden. (Es war der heißeste Tag des Jahres in Deutschland, und uns war nicht klar, wie heiß es noch werden sollte…) Dreimal Stau wegen umgekippter LKW`s in Baustellen kostet Zeit. Wir übernachten in Thulba – ist gerade schon Bayern und haben beschlossen, die A7 bis zum Ende durchzufahren.

… bis zum Ende ging nicht ganz – Baustelle. So fahren wir an der Zugspitze vorbei bis nach Innsbruck, über den Brenner und sind in Bella Italia!!! Am späten Nachmittag freuen wir uns über 28°C auf der Autobahn… Wir fahren bis Bolzano Sud und bleiben auf einem Stellplatz am Kalterer See. Gerade kommt in den Nachrichten, dass in 12 italienischen Städten Hitzealarm ausgelöst wurde, es gab schon viele Hitzetote… Treffen eine deutsche Familie, die schon auf dem Weg nach Hause ist, und aus dem Süden Italiens kommt –sie machen uns keine Hoffnung auf mildere Temperaturen…Empfehlen aber unbedingt, auf dem Rückweg über Samnaun – Schweiz – zu fahren. Das wäre ein zollfreies Gebiet, Tanken und sonstige gern genommene zollfreie Artikel wären sehr günstig. Mal sehn… Am Abend dann lässt ein Belgier lautstark sein Dieselaggregat laufen, weil ihm beim Einschalten seiner Fritteuse „Ich wollte doch nur Pommes machen“ die Sicherung seines Platzanschlusses rausgesprungen ist…

Wir verlassen Kaltern gegen 11.00 Uhr bei 30°C… nehmen die Autobahn Verona – Bologna – Firenze – Pisa – Livorno bis nach Populonia. Die Gräber der Etrusker müssen auf ein nächstes Mal warten, sonst kommen wir ja nie an. Es ist Mitte August – und so sind wir froh, dass wir auf einem Campingplatz überhaupt noch einen Platz bekommen. Proppevoll mit Italienern! Bombastisch, wie laut man essen kann!!! Da kriegt man leicht einen Tinnitus. Karaoke bis in die Nacht, wenigstens ist es etwas kühler: um die 30°C. Tagsüber in der Luzi herrschen um die 42°C.

Ui ui ui ui ui… Superstrada 1 (SS1) „Via Aurelia“ – die Straße der Etrusker bis nach Roma – müssen wir leider auch links liegenlassen zum Erreichen des Ziels. Immer am Meer entlang, zu Mittag in einem ristorante an der Straße mit Meerblick. Und ab Roma dann auf die Autostrada nach Napoli! Haben beschlossen, das Feld von hinten aufzuräumen und so soll es zuerst nach Paestum gehen (wegen der Trümmer!) Wir kommen am Vesuv vorbei nach Salerno,

dann ist die Autobahn voll gesperrt, alle müssen runter. Mittlerweile ist es abends und durch wochenendbedingten Strandheimreiseverkehr bricht das totale Verkehrschaos aus! Ich sitze schon wieder auf der Rückbank und halte mir die Augen zu und der Butscher hat die Luzi durch die Irren geschlängelt wie ein Aal! Kommen in totaler Dunkelheit in Paestum an, finden auch gleich den Stellplatz, obwohl die Luzi jetzt auf einem Auge blind ist (Scheinwerferlampe kapputt). Mit einer Taschenlampe leuchtet uns ein älterer Herr an und ich hatte mir schon auf italienisch meinen schönen Satz: „Buona sera, vorremmo stare..“ zurechtgelegt, da leuchtet er auf das Nummernschild und schreit: Guten Abend, wollen Sie bleiben? … Senza Parole… Haben uns dann auf dem mit hoffentlich Schatten spendenden Netzen ausgestattetem Platz eingerichtet und machen uns auf den Weg in die nächste Pizzeria. War seeehr lecker – hat sich aber gerächt: Pottenheiß in der Luzi, mit vollem Magen – schlaflos.

Früh wach (um 08.00 Uhr) und schon völlig durchgeschwitzt beginnt der erste Faultag! In den Zeitungen ist die erste Schlagzeile: 1 Toter und 5 Verletzte bei einem Unfall auf der Autobahn – deshalb die Vollsperrung gestern. Ohne Frühstück an den Strand! Scheiße – alle haben einen Schirm! Nach einer Stunde geben wir auf und gehen erstmal einen Schirm kaufen – dann wieder baden. Wassertemperatur mindestens 25°C. Beim Aufstellen des Schirms ist eine sehr engagierte Italienerin behilflich, die wohl von unseren zaghaften Versuchen, ihn im Sand zu befestigen, genug hatte…

Poseidonia – Paestum: Tempel, Trümmer und Ruinen… Wow!!!

Die Stadt wurde unter dem Namen Poseidonia um 600 v. Chr. von Griechen gegründet. Der Wohlstand der Stadt dokumentiert sich im 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. im Bau großer Tempelanlagen, deren Ruinen bis heute erhalten sind. Etwa 400 v. Chr. eroberten die Lucaner die Stadt und benannten sie in Paistos um. 273 v. Chr. wurde sie unter dem Namen Paestum zur latinischen Colonia. In der römischen Kaiserzeit verlor Paestum an Wohlstand und Bedeutung. 500 n. Chr. fing das Gelände an zu versanden und langsam zu versumpfen, die Malaria breitete sich aus und die letzten Bewohner verließen den Ort. Die Tempelanlage verwandelte sich in eine Art Urwald, der Ort wurde gleichsam vergessen. Erst 1752 wurde er wieder entdeckt, ungefähr zeitgleich mit Pompeji und Herkulaneum. Die Entdeckung erregte seinerzeit großes Aufsehen.

Wir fahren mit dem Fahrrad, es ist ja nicht sehr weit – aber sehr heiß! Souvenirs bis zum Abwinken aber ausnahmsweise keine Touristen! Naja, bei 40°C ist echt jeder Schritt zuviel… Trotzdem ist es seeehr sehenswert! Der Butscher kauft sich sicherheitshalber einen Hut – ich habe meinen Schal. Wir laufen stundenlang über das Gelände, herrlich!

Gegen Abend noch zwei Stunden an den Strand – super!

Nachdem mehrere Versuche, ein Auto zu mieten, fehlgeschlagen sind – die Amalfitana ist ja für Luzi`s gesperrt – versuchen wir woanders unser Glück. So landen wir auf einem Campingplatz in Pompeji. Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Stadt, finden ein nettes Ristorante – und sind umgeben von deutschen unerzogenen Kindern…

Pompeji wurde im 6. vorchristlichen Jahrhundert von den Griechen gegründet. Eine kleine Erhöhung auf einem alten Lavastrom des Vesuvs bot eine gute Sicht über das Gelände und somit Schutz vor feindlichen Etruskern. An der Mündung des Flusses Sarno entstand ein kleiner Hafen, in dem Waren aus dem Umland verschifft wurden. An den fruchtbaren Hängen des Vulkans wuchsen Wein und Olivenbäume, weiter im Landesinneren wurde Getreide angebaut. So entwickelte sich Pompeji innerhalb weniger Jahrhunderte zu einer wohlhabenden Handelsstadt. 290 v. Chr. wurde die Stadt von den Römern besetzt. Seit dieser Zeit flüchteten jeden Sommer reiche Bürger aus der schwülen Enge Roms nach Pompeji. Die befestigte Stadt wuchs. Es wurden drei Thermenanlagen errichtet und Wasserleitungen aus Blei verlegt. Pompeji verfügte über ein Theater, ein Odeon und eine Arena. Neben dem Handel blühten Kunst und Kultur. Die Römer sprachen auch der fleischlichen Lust zu: 13 öffentliche Bordelle wurden bei den Ausgrabungen entdeckt. In bikonischen Mühlen aus Lavagestein wurde Getreide gemahlen, das in den 31 Bäckereien zu Brot gebacken wurde. In den Garküchen - den Thermopolien - nahmen die Bürger eine schnelle Mahlzeit im Stehen zu sich. Im Jahre 62 n. Chr. wurden weite Teile Pompejis durch ein Erdbeben zerstört. Das Geld aus Rom floss spärlich und so zog sich der Wiederaufbau über Jahre hin. Als im Jahre 79 n. Chr. das endgültige Aus der Stadt durch den Vesuv besiegelt wurde, waren noch nicht alle Schäden des Bebens repariert, als das endgültige Ende der Stadt besiegelt wurde.

Um 09.00 Uhr öffnet das „Freilichtmuseum“. Wir sind pünktlich und starten unsere Ruinen- und Trümmertour, die sechs (!) Stunden dauern sollte bei 40°C! Da kocht derrr Blut! Aber was es trotz vieler Besucher zu sehen gab, ist unbeschreiblich wunderbar! Der Vesuv ist allgegenwärtig und riesig, Mosaike und Malereien in den Häusern original erhalten! Und an jeder Ecke Unmengen von Garküchen oder Stehimbißen. Toll! – bis auf die Hitze, die die Füße immer lahmer werden läßt.

Die Frau vom Campingplatz ist so nett, uns ohne Aufpreis „erst“ um 15.30 Uhr abreisen zu lassen. Auf nach Sorrent! Am Stadtrand auf einem Feldherrenhügel mit Blick auf Sorrent bleiben wir auf einem Campingplatz.

Spielen immer noch mit dem Gedanken, ein Auto zu mieten, kaufen aber erstmal zwei Tickets für eine Schiffahrt nach Capri.

Um 06.30 Uhr beginnt der Tag – mitten in der Nacht. Aber das Boot fährt um 08.30 Uhr 300m weiter unten (die Rede ist von Höhenmetern!) ab. Mit lange schlafen ist bei diesen Temperaturen sowieso nichts. Also einen Kaffee und dann auf den Abstieg. Auf der felsigen Plattform warten mit uns ein paar Leute, bis das Boot in Sicht kommt. Überlege kurz, nicht einzusteigen, ein bisschen größer als eine Nussschale…

Aber der Käpt`n war `ne Wucht! Er trug in seinem dunklen langen Haar einen grellblauen Haarreif und sah aus wie ein Freund von uns in 25 Jahren!

Wir sammeln auf dem Hinweg noch an 2 Stationen Leute ein, meistens Engländer oder Italiener. Fahren an der blauen Grotte vorbei, die gesperrt ist, und in der kleine Polizeiboote schippern.

Dann werden wir auf den Felsen entlassen. Schöne Insel – heiß und mehr Leute unterwegs als in Venedig zum Nationalfeiertag! Wir laufen ein bisschen rum, aber bleiben in Cafès und einem Ristorante hängen… Die Hitze machts…

Zwei Stunden vor der Rückfahrt schwitzen wir in einer Strandbar im Schatten vor uns hin, an uns vorbei: auch von der Hitze völlig fertig – man soll es nicht für möglich halten – Italiener!

Dann fahren wir zurück und müssen natürlich die 300 Höhenmeter zum Campingplatz auch wieder hoch! Schon wieder kochte derrr Blut!

Wir fahren Richtung Neapel – wollen einen Campingplatz finden, von dem man mit dem Bus in die Stadt fahren kann. Der Butscher hat die Luzi bis jetzt schadlos durch das totale Chaos (für einen Mitteleuropäer) gelotst. Wir landen in Pozzuoli, der Geburtsstadt von Sophia Loren und im Zentrum der phlegräischen Felder. Der Campingplatz liegt direkt im Vulkankrater!!! Überall riecht es nach Schwefel… Den Beruhigungen des Rezeptionisten, der Vulkan gälte als erloschen, mag ich nicht so recht glauben…

Die Solfatara (ital. Cratere Solfatara) ist ein holozäner Vulkankrater im Stadtgebiet von Pozzuoli, westlich von Neapel (Italien). Der Krater hat einen Durchmesser von ca. 770 m und weist an drei Seiten steile Wände auf. Im Süden öffnet sich die Umrandung in Richtung Stadt und auf den Golf von Neapel. Der Krater wird touristisch genutzt, u.a. befindet sich ein Campingplatz im Westteil der Solfatara, ferner werden auf Erläuterungstafeln vulkanologische und botanische Themen behandelt. Im Krater selbst befindet sich noch eine altertümliche „Sauna“ aus der Römerzeit, die damals wie heute die natürliche Erdwärme und die Dampferzeugung nutzt. Kraterbesuche für Tagestouristen sind entgeltpflichtig, Campingplatztouristen haben freien Zutritt. Die Solfatara gehört zur aktiven Vulkanprovinz der Phlegräischen Felder, die aus zahlreichen Eruptionszentren und Calderen besteht, und entstand während eines Ausbruchs vor ca. 4.000 Jahren. Möglicherweise ereignete sich eine weitere phreatische Eruption im 12. Jahrhundert (1198).

Noch ein büsch`n Pool und Sonne, und dann versuchen zu schlafen…

Neapel – sehen und sterben? …mmmh, vielleicht lag es auch an den 35°C im Schatten… Erstmal fahren wir morgens mit dem Bus in die Stadt. Da laufen wir planlos rum, kaufen einen Ledergürtel für 5 (!) €. Wildes Leben in den Gassen, auf der Straße werden Muscheln und Fisch gewässert und verkauft,

wir fahren mit der Metro, wieder mit dem Bus, trinken in einer Bar einen cafè al banco für 0,60 (!) € Und laufen wieder durch die Straßen. Auf einmal tippt dem Butscher jemand auf die Schulter. Es ist ein Polizist auf einem Motorrad, der ihm mit Gesten zu verstehen gibt, dass er seinen Fotoapparat fest am Handgelenk verschlingen soll und nicht über der Schulter hängen lassen. Wir sind sowieso nur minimal ausgerüstet: Eben jener Fotoapparat, eine Flasche Wasser und Geld in der Hosentasche… Der Schlüssel für die Luzi liegt versteckt auf dem Campingplatz…

In der Stadt herrscht eine eigenartige Atmosphäre – schwer zu beschreiben, wir haben auch nur ein paar wenige Fotos gemacht und uns dann völlig erschöpft – es war einfach zu heiß – auf den Weg zurück zum Campingplatz. Einem erneuten Besuch zur Verbesserung des nicht unbedingt tollen ersten Eindrucks steht allerdings nichts im Wege!

Der geordnete Rückzug beginnt. Bis Ostia immer auf der Landstraße. Wir finden in Lido di Ostia einen Campingplatz direkt am Meer und frutti di mare in allen Variationen! Herrlich!

Ein neuer Faultag bricht an! Und Sonne baden und nicht verbrennen! Dabei fällt auf, daß die Italiener ihre Kinder nicht ständig hektisch mit Sonnenschutz LSF 70 einschmieren. Die planschen im Wasser oder spielen im Schatten des Sonnenschirms. Und über die Mittagszeit wird sowieso alles eingepackt und erstmal im Ristorante mangiare gemacht. Da liegen dann wirklich nur noch Touristen, die sich den Pelz verbrennen. Der schwarze Sand am Strand ist so heiß, daß wir nur mit Badelatschen zum Wasser laufen können.

Weiter geht es Richtung Norden. Wir kommen an Ostia antica vorbei und wollen dann natürlich auch gucken. Obwohl der Butscher von der Pompeji Session bestimmt genug hat kommt er mit. Jaaa! Nicht nur Pompeji – Rom kann auch! Anders, da hier alles aus Ziegelsteinen gebaut ist, aber total gut! Und schattiger als Pompeji, da hier viele Pinien stehen.

Nach einer Erfrischung geht es nach ca. drei Stunden wieder auf die Superstrada 1 „Via Aurelia“ Richtung Norden. Am Golf von Follonica – bei Piombino – wieder mal mitten in Tuszien finden wir einen Stellplatz, der sehr schön parzelliert ist und auch fast direkt am Strand. Die WC`s allerdings laden in keinster Weise zur Benutzung ein! Abends am Meer im Ristorante gibt es Cozze und Calzone! Morgen nochmal Beach und dann wirklich Richtung Norden.

Beach!!! Nachmittags dann fahren wir los und landen in Bologna. Ein Stellplatz hinterm Flughafen. Ein letztes Mal Nudeln und Pizza und eine gute Nacht, da es endlich nicht mehr sooo heiß ist.

Wir wollen tatsächlich in die Schweiz und fahren über den Reschenpass – wunderschön, aber die Tankleuchte geht an – und dann weiter durch Österreich, am höchstgelegenen Campingplatz des Landes vorbei – da ist es ausnahmsweise richtig kalt. Und da gibt es Gottseidank auch ENDLICH! Eine Tankstelle. Der Weg nach Samnaun ist steil, kurvig und für die Luzi beschwerlich.

Oben angekommen bleiben wir auf einem Stellplatz und beginnen einen Bummel durch die Geschäfte… Was nicht alles einen Weg in die Tüte findet: Taschenmesser – original Schweizer natürlich – Zigaretten, literweise Averna… Genug von Pizza und Pasta, der Heißhunger auf „was richtiges“ schlägt zu. Wir finden einen Gasthof, da gibt es einen Hirschbraten mit Rotkohl… mmmh! Und in der Schweiz darf man drinnen noch rauchen… Wir übernachten auf dem Stellplatz und planen morgen evtl. eine Uhr (Maurice Lacroix) für den Butscher zu kaufen….

Aus dem Plan wird leider nichts, weil wir im ersten Trachtengeschäft hängenbleiben und die Verkäuferin auf Trab halten. Sogar Kundinnen werden um ihre Meinung gebeten, wie denn die krachlederne sitzt… Sie geben guten Rat und wir entscheiden uns für die richtige Größe. Insgesamt kaufen wir so viel ein, dass die Verkäuferin anfängt, Parfüm (für jeden 1 Flasche) und Handtücher und Taschen zu verschenken… Sollte es uns stutzig machen, ist es zu spät. Der ganze Einkauf geht in die Tüte und ab nach Hause!

Es geht mit einem Zwischenstopp, der mir leider entfallen ist – sicher gab es da „was richtiges“ zu essen - nach Hause und am 07.09.09 sind wir wieder zurück.

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